Kräuter selbst vermehren – Saat, Stecklinge und Teilung
Kräuter bestimmen unser Leben und Wirken hier im Kräuterrestaurant Liebstöckl in Kaltenbach, denn wir verwenden sie nicht nur in den vielfältigen Kreationen, die Küchenchef Michael täglich für Sie zaubert, sondern in vielfältiger Weise im ganzen Hotel Hochzillertal, in dem sich das Liebstöckl befindet.
Natürlich stammen diese Kräuter, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und Natürlichkeit, ausschließlich aus unserem eigenen Kräutergarten (bzw. Wildsammlung in den Zillertaler Bergen). Damit auch Sie zuhause Ihren Kräutergarten mit Sorgfalt und Hintergrundwissen heranziehen können, zeigen wir Ihnen heute, wie Sie Ihre eigenen Kräuter einfach und ohne viel Aufwand vermehren können:
Kräutervermehrung leicht gemacht
Eine der größten Freuden des Kräuterwissens ist es, die Kräuter selber zu ziehen. Dies ist zwar nicht besonders kompliziert, jedoch trotzdem mit viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit verbunden. Sind die kritischen Wochen der Anzucht aber erst mal überwunden, darf man sich auf den Erfolg freuen und den Pflänzchen beim Wachsen zusehen.
Kräuterpflanzen gedeihen gemeinhin als Einjährige, Zweijährige und Mehrjährige. Kräuter können sich prinzipiell auf drei Wegen vermehren. Während einjährige Kräuter vorwiegend durch Aussaat heranwachsen, kann bei mehrjährigen Kräutern eine Vermehrung durch Stecklinge oder Teilung durchaus Sinn machen. Die so heranwachsenden Pflanzen sorgen für mehr Ertrag oder, wenn Stecklinge von einer anderen Quelle erworben werden, erweitern das eigene Kräutersortiment. Zudem ist es auch gut, von gesunden, starken Mutterpflanzen weitere Exemplare zu ziehen, um sicherzustellen, dass es den Pflanzen gut geht und sie auch Witterung und Umwelteinflüssen standhalten.
Aussat
Einjährige Kräuter, wie Dill, Kerbel, Bohnenkraut oder Koriander werden durch Aussaat vermehrt (gelegentlich durch Selbstaussaat mit dem Wind). Dafür sind vor allem Temperatur und Licht entscheidend. Ein großer Teil beliebter Küchenkräuter benötigt zum Keimen eine Temperatur von etwa 20°C und sollten somit im Haus vorgezogen werden, mit Ausnahme des Kerbels, der ein Kaltkeimer ist. Säen Sie die gewünschten Kräuter einfach in Anzuchterde auf der Fensterbank und geben Sie dann, sobald erste Pflänzchen sprießen, ins Freie. Frostunempfindlichere Kräuter bereits im zeitigen Frühjahr, z.B. einjährige Basilikumarten erst nach den Eisheiligen bis ca. Mitte Mai. Eine Ausnahme ist hier die Petersilie, die schon im frühen Frühjahr als Direktsaat in den Boden darf.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Anzucht ist auch das Licht. Lichtkeimersamen – wie Basilikum und Oregano – werden nur leicht mit Erde bedeckt, Dunkelkeimer müssen 1–2cm unter die Oberfläche.
Für Ihre ersten Experimente mit der Aussaat eignet sich der Klassiker Kresse in verschiedenen Formen, ob klassische Gartenkresse oder z.B. Radieschenkresse. Einfach direkt auf handelsüblich Watte säen, schön feucht halten und schon 24 Stunden später können Sie sich auf frisches Grün freuen, das schon herausblinzelt. Elkes Tipp: Auch bei Gemüse wie Radieschen, Kohlrabi usw. können Sie auf Samenbänder zurückgreifen und diese unkompliziert direkt ins Hochbeet pflanzen.
Kräuterstecklinge
Mehrjährige Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Oregano und Lavendel können besonders gut im Sommer durch Stecklinge vermehrt werden. Dazu einfach einen weichen neuen Trieb (nicht die verholzten des Vorjahres) mit einem scharfen Messer abschneiden und in frischer Erde wurzeln lassen. Die Art und Zahl der Blätter bestimmt die Größe des Stecklings. Kleinblättrige Kräuterstecklinge sollten ca. acht Blätter mitbringen, großblättrige nur vier. Der Grund ist die Verdunstung des Wassers während der Wurzelbildung, die ansonsten zu viel bzw. zu wenig erfolgt.
Zudem wird zwischen Kopf- und Teilstecklingen unterschieden. Ein Kopfsteckling ist eine vollständige Triebspitze und wird bei blütenlosen Kräutern geschnitten, ein Teilsteckling ist ein Mittelstück eines Triebs, der bei blühenden Kräutern zum Einsatz kommt.
So oder so werden die Stecklinge sofort in die Erde gesetzt und moderat gegossen (Staunässe vermeiden) und, bis sie sichtlich zu sprießen beginnen, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.
Kräuter vermehren durch Teilung
Einige Kräuter, wie Gold- oder Zitronenmelisse, Liebstöckel, Oregano oder Thymian kann man auch durch Teilung vermehren. Einfach die Mutterpflanze sehr vorsichtig ausgraben, mit einem geraden sauberen Schnitt einen Teil der Wurzel(n) abschneiden (natürlich noch genug für die Mutterpflanze zum Überleben lassen) und das Teilstück sofort an anderer Stelle (und die Hauptpflanze an derselben) einpflanzen und angießen. Sehr gut geeignet für die Teilung sind auch sämtliche Minzen; diese haben, durch ihren wuchernden Wuchs und die Tendenz unterirdische Kriechwurzeln zu bilden, auch den Vorteil, Ihnen etwas Arbeit abzunehmen. Einfach mit einem Spaten oder Messer diese Ableger abtrennen und separat einpflanzen.
Wir hoffen, mit diesen Tipps zur Kräutervermehrung können auch Sie Ihrem Kräutergarten ein paar neue, gesunde und kräftige Bewohner spendieren – mehr Tipps und Tricks zur Kräuterzucht und -verwendung und natürlich raffinierte kulinarische Genüsse gibt es bei uns im Kräuterrestaurant Liebstöckl im Zillertal in Tirol!