Kräuterweihe als lebendige Tradition
Sie kennen das Fest Maria Himmelfahrt mit seiner Kräuterbuschen-Tradition? Lassen Sie sich entführen auf eine spannende Erkundungstour rund um den bedeutungsvollen Kräuterstrauß.
Blumiges Fest Maria Himmelfahrt
Es ist das älteste Marienfest der katholischen Kirche. Maria Himmelfahrt, vielerorts auch “Hochunserfrauentag” genannt, wird seit jeher am 15. August gefeiert. Traditionsbewusste sind bereits am Tag vor dem Fest voll beschäftigt. Der “Kräuterbuschen” muss vorbereitet werden. Diesen mit den richtigen Kräutern zu bestücken, ist eine Philosophie für sich. Lassen Sie sich entführen auf eine spannende Erkundungstour rund um die Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt.
Wo das Fest der Kräuterweihe seinen Ursprung hat?
Der Legende nach wurden bei der Öffnung des Marien-Grabes Blumen statt des Leichnams gefunden. Da ist es naheliegend, dass es beim Fest Maria Himmelfahrt seit jeher blumig zugeht. Der Brauch, Wildkräuter zu weihen, geht zudem auf die urzeitliche Nutzung der Kräuter zu Heilzwecken zurück.
Schon unsere entferntesten Vorfahren nutzten ihr Wissen um die Heilkraft der Kräuter zum Zwecke der Vorbeugung und Genesung. Die römische Kirche hat diese früh entstandene Heilkräuter-Kultur im wahrsten Sinne des Wortes “abgesegnet”. Erfahren Sie mit uns die spannenden Details rund um die Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt.
Viele Schätze der Natur in einem Strauß
Typische Kräuter für Kräuterbuschen - in Tirol auch Würzbüschel genannt - sind Alant, Echtes Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Schafgarbe, Königskerze, Kamille, Thymian, Baldrian, Eisenkraut und verschiedene Getreidesorten. Es sollten 7 bis 9 Kräuter zum Buschenbinden verwendet werden. Was in der bunten Fülle auf keinen Fall fehlen sollte: Die Königskerze. Sie steht im Zentrum. Ihre erhabene Erscheinung lässt erahnen, dass sie nur an den sonnigsten Plätzen gedeiht. Und daher ihren Königinnen-Status genießt.
Rund um die Kräuterbuschen variierten die traditionellen Details im Laufe der Brauchtumsgeschichte je nach Region. An manchen Orten wurden in die Kräuterbuschen so viele Alantblüten eingebunden, wie Menschen, Kühe und Pferde auf dem Hof lebten. Gebunden werden sollte der Strauß mit Bast oder einer anderen Faser aus Naturmaterial. Elke bindet den Hochzillertal-Kräuterbuschen mit einem Büschel langer Gräser.
Der Segen geweihter Kräuter
Es ist ein besonderes Erlebnis, der Kräuterweihe am 15. August beizuwohnen. Die Fülle an bunten Kräuterbuschen vor dem Altar ergibt ein anmutiges Bild. So viel Schönheit und Kraft der Natur auf engstem Raum präsent. Die mit Liebe gebundenen Sträuße verbinden Menschen im Glauben und versprechen Schutz vor Unheil aller Art. Nicht verwunderlich, dass die Kräuterweihe immer schon ein ganz besonderes Ereignis war. Und bis heute geblieben ist.
Der Einsatz der getrockneten Kräuter ist vor allem auf Bauernhöfen seit jeher vielfältig. Der geweihte Kräuterbuschen wird im Haus, im Stall oder im Stadel zum Schutz vor Unheil aufgehängt. Bei Krankheit wird aus geweihten Kräutern Tee gebrüht, bei Unwetter wird ein Teil des Buschens im Herdfeuer verbrannt und krankem Vieh werden Kräuter ins Futter gemengt. Sie räuchern gerne? Als Beigabe zu Ihrem Räucherwerk eignen sich die Würzbüschelkräuter wunderbar.
Gewitter und Blitzschlag waren besonders gefürchtet. Zum Glück durfte man auf den Schutz geweihter Kräuter vertrauen. Der Griff zum Kräuterbuschen, verbunden mit einem Bittgebet, hat so manche Angst vor Gefahren gelindert und möglicherweise das eine und andere Unheil abgewendet. Heute noch werden geweihte Kräuter aus dem Würzbüschel bei Unwetter im Herd- oder Ofenfeuer verbrannt. Wo Menschenhand keinen Einfluss mehr hat, geht nichts über den Segen geweihter Kräuter.
Was hat die Kräuterweihe mit dem Ehebett zu tun?
Bei uns im Tal wird gemunkelt, dass der Kräuterbuschen auch Kindersegen beschert. Jede Braut sollte ein Stück des geweihten Buschens in ihrem Brautstrauß tragen. Oder optional einige an Maria Himmelfahrt geweihte Kräuter unter die Matratze im Ehebett legen. Mit diesem Brauch ist der Glaube verbunden, dass die Familie kinderreich wird. So herzerwärmend ist lebendige Tradition.