Schonende Wirkstoff-Extraktion für empfindliche Kräuter: Der Kaltauszug
Sowohl Großmutters Hausmittelwissen als auch unser Blog, den Sie gerade lesen, kennt einige Möglichkeiten, die wertvollen Wirkstoffe aus unseren geliebten Alpenkräutern herauszuholen. Meist kommt hier der Tee zum Einsatz, denn einfacher als mit heißem Wasser zu überbrühen, 7–10min. stehen zu lassen und zu trinken wird es eigentlich nicht. Doch wie schon so oft gibt es keine „beste“ Methode, denn die Hitze des kochenden Wassers zerstört bei einigen Pflanzen(teilen) viele stärkende oder heilende Inhaltsstoffe, die sich schon auf ihren heldenhaften Einsatz in Ihrem Körper gefreut hätten. Hier kommt deshalb unser heutiger Tipp zur Geltung: Der Kaltauszug, auch bekannt als Mazerat.
Ein Kaltauszug wird vor allem bei zarten und leicht „zerstörbaren“ Blüten, sowie sehr weichen oder schleimhaltigen Wurzeln bzw. bekannt hitzeempfindlichen Wirkstoffen eingesetzt, die durch die hohe Temperatur ansonsten zersetzt würden. Zudem ändert sich auch der Geschmack des entstehenden Getränks, was je nach Kombination der verwendeten Kräuter neue Gaumenerlebnisse ermöglicht. Experimentieren Sie doch ein wenig! Zwar lässt sich zur Erfrischung für den in großen Schritten nahenden Sommer auch einfach ein Kräutertee abkühlen, doch ein (evtl. gesüßter) Kaltauszug im Sprudelwasser ergibt doch eine ganz neue Form der Kräuterlimonade.
Zwar bei den meisten Pflanzen irrelevant, aber man sollte es trotzdem erwähnen: Bei leicht giftigen Pflanzen wie z.B. der Mistel bietet sich der Kaltauszug an, da sich der Giftstoff nicht im kalten Wasser lösen kann und ein Mistelkaltauszug daher ungefährlich ist, während ein Tee dagegen durchaus tagelange Bauchschmerzen oder mehr provozieren kann.
Einen Kaltauszug anzufertigen ist im Grunde nicht allzu schwer: Pro benötigter Tasse des späteren Auszugs 1–2 EL Kräuter entweder direkt in diese oder alle zusammen in ein Gefäß geben, mit kaltem Wasser übergießen und gut zugedeckt 8–12h, maximal aber nicht länger als 24h, ziehen lassen. Abseihen, wo nötig durch einen Kaffeefilter, und entweder sofort kalt (bei bitteren Kräutern verdünnt) oder schonend auf Trinktemperatur erwärmt, in kleinen Schlucken über den Tag verteilt trinken.
Achtung: Im Gegensatz zum Tee fallen hier auch die positiven Eigenschaften des Erwärmens weg, also gibt es zu beachten, dass
- nur unbedenkliche, selbst gezogene und saubere Kräuter verwendet werden sollen, denn die keimtötende Wirkung des heißen Wassers fehlt hier und Krankheitserreger werden nicht beseitigt
- ein Kaltauszug schneller Schimmel ansetzen kann, also keinesfalls in großen Mengen angefertigt und aufbewahrt werden kann (portionsweises Einfrieren geht jedoch); eine Tagesration pro Auszug ist genug
- nicht alle Wirkstoffe zuträglich für diese Methode sind, oder (andersherum als bei der Mistel) sich Giftstoffe gerade im kalten Wasser lösen, deshalb zuerst gut recherchieren
Grundsätzlich lassen sich Kaltauszüge mit allen Kräutern zubereiten, die auch im Tee genossen werden können, aber die gemeinhin typisch dafür verwendeten (auch aber nicht nur aufgrund der Beschaffenheit ihrer Blüten/Wurzeln) sind z.B. Baldrianwurzel, Hagebutten, Königskerze, Engelwurz, Malve und Schlüsselblumen.
Dies ist natürlich nur einer der vielen Tipps aus der Kräuterküche des Liebstöckl, die wir Ihnen regelmäßig vorstellen. Mehr davon – und natürliche unsere einmalige, landesweit berühmte Kräuterkulinarik – finden Sie vor Ort, bei uns im Kräuterrestaurant Liebstöckl im Kräuterhotel Hochzillertal in Kaltenbach in Tirol!