Spitzwegerich – Das natürliche Antibiotikum
Spitzwegerich schimmelt nicht! Er ist über den Winter haltbar und hat medizinisch nachgewiesene Heilwirkung, welche bereits im Mittelalter bekannt waren.
Stellen Sie sich eine Heilpflanze vor, die nahezu überall wächst, deren Verarbeitung und Anwendung mit wenig Vorwissen gelingt, und deren effiziente Wirkung von Dutzenden Studien und medizinischen Fachjournalen bewiesen wurde. Dazu noch ein recht erträglicher Geschmack bei innerer Anwendung als Tee, Aufguss oder Sirup und keine giftigen Pflanzenteile, deren versehentliche Verwendung Probleme bringen könnte.
Klingt wie der unerreichbare Traum eines jeden Kräuterkundlers? Mitnichten! Heute stellen wir vom Kräuterrestaurant Liebstöckl im Zillertal Ihnen genau diese Wunderpflanze vor: Den Spitzwegerich!
Geballte Kräuterpower vor der Haustür
Um den Spitzwegerich als Unkraut zu bezeichnen, respektieren wir seine vielfältige Heilwirkung zu viel, aber übel nehmen könnte man es uns nicht: Dieses bis zu 50cm hohe, krautige Gewächs mit den charakteristischen winzigen, dunkelweißen Blüten wächst auf Wiesen, Äckern, am Weges- und Waldrand nahezu überall. Der volkstümliche Name Lungenkraut ist ebenso gerechtfertigt wie die Bezeichnung als „Erste Hilfe des Wanderers“, zu beidem gleich mehr. Fakt ist: Der Spitzwegerich ist im Überfluss vorhanden und nicht geschützt, weshalb Sie keine Bedenken haben müssen, ihn zu ernten und von seiner Wirkung zu profitieren. Von Mai bis Anfang Oktober können alle oberirdischen Pflanzenteile gesammelt werden, es gibt aber auch Auszüge/Tinkturen, Hustensaft und 100%igen Direktsaft günstig in der Apotheke zu kaufen.
Ein Segen für Lunge, Hals und Rachen und hilfreiches Wundpflaster
Die antibiotische Wirkung des Spitzwegerichs ist keine lobende Umschreibung im Volksmund, sondern medizinisch bewiesen. Der enthaltene Pflanzenstoff Aucubin ist in seiner Wirkung, je nach Dosis, mit der des Penicillins zu vergleichen. Bis zur Isolierung und Bestimmung dieses Stoffs dauerte es natürlich bis in 20. Jhd.; die Wirkung herausgefunden hat man jedoch schon im Mittelalter. Spitzwegerichsaft weigerte sich, anders als andere Pflanzenauszüge, bei längerer Lagerung zu schimmeln!
Diese antibiotische Wirkung ist es auch, die Spitzwegerich als perfekten Helfer in der Not, wenn Sie sich beim Wandern Blasen zugezogen, einen Wolf gelaufen, sich anderweitig verletzt haben oder sie ein besonders böser Insektenstich plagt. Einfach ein paar frische Blätter abzupfen, kurz zerreiben oder zerkauen und auf die schmerzende Stelle geben. Der Spitzwegerich tötet zuverlässig Infektionen verursachende Erreger ab und versieht die Wunde mit einem schützenden Film, der die Wundheilung beschleunigt. Zudem besitzt er blutstillende Eigenschaften, der auch bei größeren Wunden den Verlust bis zur ordentlichen medizinischen Versorgung verringern kann.
Besonders jedoch bei Mund-, Rachen- und Atemwegsleiden hat das Lungenkraut sich bewährt. Die Schleimstoffe, die auch die äußerlichen Wunden verschließen, überziehen Hals und Rachen mit einer Entzündungen beruhigenden und verhindernden Schicht, während sich die antibiotische Wirkung um Krankheitserreger kümmert. Schleimhäute werden beruhigt, da die ebenfalls enthaltenen Gerbstoffe zusammenziehend wirken. Hustenreiz wird gelindert, das Abhusten von Schleim gefördert, die Bronchien beruhigt. Sogar bei Leberleiden und Augenentzündungen soll eine Verwendung von Spitzwegerich unterstützend zur schulmedizinischen Behandlung wirken!
Spitzwegerichtee und -sirup
Die Verarbeitung von Spitzwegerich ist vielfältig, vom puren Tee oder Mischungen, den Samenaufguss oder Auszüge bis hin zu konzentrierten Präparaten ist nahezu alles möglich (und wirkt zuverlässig). Die beiden bekanntesten und einfachsten Wege sind Tee und Sirup. Für den Tee einfach zwei gute Teelöffel getrocknete Spitzwegerichblätter mit einem Viertelliter kochendem Wasser aufgießen und etwa 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Abseihen, mit Honig nach Geschmack süßen und bei Atemwegsbeschwerden oder Entzündungen im Mund-Hals-Rachenraum dreimal täglich eine Tasse frisch zubereiteten Tee möglichst heiß in kleinen Schlucken trinken.
Die Zubereitung des Sirups ist ein kleines bisschen aufwändiger, aber ebenso einfach: Sammeln Sie ein 1-Liter-Einmachglas (oder z.B. Gurkenglas) voller frischer Spitzwegerichblätter. Waschen, trockenschütteln und fein hacken. Spülen Sie das Glas aus und schichten dann die Blätter abwechselnd mit 500gr flüssigem Honig hinein (etwa 1–1,5cm pro Schicht). Mit einem zuvor sterilisierten Deckel gut verschließen und drei bis vier Wochen auf dem Fensterbrett stehen lassen. Täglich umdrehen, damit alle Blätter gut vom Honig durchweicht bleiben. Dann das Ganze abseihen, in kleine dunkle Fläschchen füllen und gekühlt lagern (Haltbarkeit etwa 12–14 Monate). Bei auftretenden Beschwerden einfach vier- bis sechsmal Täglich einen Teelöffel Sirup pur schlucken oder anstatt Honig in einen Kräutertee einrühren.
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